Entwicklung PT1000-Messverstärker für ADC-Eingang

dino03

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27. Okt. 2008
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Hallo zusammen,

ich hab mir bei Pollin ein paar nette PT1000-Sensoren besorgt. Die laufen natürlich
nicht einfach so an einem ADC-Eingang des Atmels. Also muß ein Meßverstärker her.

Die Sensoren sind ...
- Rauchgasfühler mit Sensor PT1000 (400 °C) -50...+400 °C
- Kabelfühler mit Sensor PT1000, 2 m -50...+200 °C

Bei 0°C besitzen die Sensoren einen Widerstand von 1000 Ohm.
Bei 150°C sind es 1573,1 Ohm und bei -50°C dann 803,1 Ohm.

0°C...150°C => 573,1 Ohm Änderung => 573,1 / 150 = 3,82066 Ohm pro °C
-50°C...0°C => 196,9 Ohm Änderung => 196,9 / 50 = 3,938 Ohm pro °C

Also liegt die Widerstandsänderung um 3,80...3,95 Ohm / °C . Die Angaben werde
ich jetzt mal nicht so auf die Goldwage legen :rolleyes: Analoge Sensoren müssen
ja sowieso kallibriert werden.

Im Zettel der bei dem Sensor dabei liegt steht noch drin das bei einem PT1000 der
maximale Strom von 2mA nicht überschritten werden soll weil sonst die Erwärmung
des Sensors durch den Meßstrom den Meßfehler unnötig erhöht. Ich nehme mal
einfach so "Pi-mal-Daumen" 1mA. Ist mir grade so danach :p

Also fällt bei ...
-50°C und 803,1 Ohm ... 1mA x 803,1 = 0,8031 V am Sensor ab.
0°V und 1000 Ohm ... 1mA x 1000 = 1,00 V am Sensor ab.
+150°C und 1573,1 Ohm ... 1mA x 1573,1 = 1,5731 V am Sensor ab.

bei 400°C wären das ... 400 x 3,938 Ohm/°C + 1000 Ohm (bei 0°C) = 2575,2 Ohm
also ... 1mA x 2575,2 = 2,5752 V bei 400°C. Das wäre dann das Maximum.

Es sind also von 400°C bis -50°C ein Spannungsunterschied von ...
2,5752V - 0,8031V = 1,7721V
Um die Messung möglichst genau zu machen und den gesamten ADC-Wertebereich
zu nutzen muß dieser Spannungsbereich also auf den Meßbereich des ADCs gedehnt
und mit dem Nullpunkt angepaßt werden. Ich rechne das mal mit einem Meßbereich
von 0V...5V als Anhaltswert durch ...

5V / 1,7721V = Faktor 2,8215
Die Spannungsdifferenz des Sensors muß also um den Faktor 2,8215 gedehnt (also
verstärkt) werden. Außerdem muß man den Nullpunkt um 0,8031V nach unten
verschieben damit bei -50°C die Spannung am ADC-Eingang 0V ist. Wir brauchen
also einen Meßverstärker, der die Spannung, die am PT1000-Sensor abfällt zuerst
einmal um 0,8031V nach unten verschiebt. Also auf 0V (-50°C) bis 1,7721V (+400°C).
Danach wird die Differenz um den Faktor 2,8215 verstärkt auf 0V ... 5V und dann an
den ADC-Eingang gebracht. Der ADC muß dafür dann auch mit einer Referenzspannung
von 5V arbeiten um diesen Eingangsbereich abdecken zu können.

Bei Pollin steht zwar ein Meßverstärker für PT1000-Sensoren drin, allerdings ist mir
der einfach zu verschwenderisch gebaut. Ein 4fach-OPAmp voll ausgenutzt um einen
einzigen Sensor zu bearbeiten. Außerdem gefällt mir das Schaltungskonzept nicht so
ganz. Ich will das einfacher haben. Außerdem sollen mindestens 2 Sensoren an einem
4fach-OP hängen (besser 4 Sensoren).

Als erstes muß der PT1000 mal mit einem Strom versorgt werden damit eine Spannung an ihm
abfallen kann die dann die gemessene Temperatur wiederspiegelt. Wenn man das mit den
vorhandenen 5V bewerkstelligen will und die maximal 2mA nicht überschreiten möchte dann
muß der Vorwiderstand ...

5V / 2mA = 2500 Ohm
2500 Ohm - 803,1 Ohm (bei -50°C) = 1696,9 Ohm

also mindestens etwa 1700 Ohm haben. 1800 Ohm ist der nächste Wert der E12-Reihe. Also
rechnen wir mal mit diesem Wert weiter.
Bei +400°C würden dann ...

2575,2 + 1800 = 4375,2 Ohm gesamt
5V / 4375,2 Ohm = 1,1428mA
1,1428mA x 2575,2 Ohm = 2,94295V abfallen. Rechnen wir noch ein paar weitere Werte aus ...
Code:
GradC  Rpt1000    Rv   Rges   V     Iges    Upt1000  Umin  Udiff  GradMin  GradDiff  V/Deg
  -50    803,1  1800  2603,1  5  0,0019208    1,54   1,54  0       -50         0     0
  -20    921,6  1800  2721,6  5  0,0018372    1,69   1,54  0,15    -50        30     0,0050179
    0   1000    1800  2800    5  0,0017857    1,79   1,54  0,24    -50        50     0,0048626
   20   1077,9  1800  2877,9  5  0,0017374    1,87   1,54  0,33    -50        70     0,0047162
   50   1194    1800  2994    5  0,0016700    1,99   1,54  0,45    -50       100     0,0045140
  100   1385    1800  3185    5  0,0015699    2,17   1,54  0,63    -50       150     0,0042111
  150   1573,1  1800  3373,1  5  0,0014823    2,33   1,54  0,79    -50       200     0,0039462
  200   1787,6  1800  3587,6  5  0,0013937    2,49   1,54  0,95    -50       250     0,0037951
  250   1984,5  1800  3784,5  5  0,0013212    2,62   1,54  1,08    -50       300     0,0035976
  300   2181,4  1800  3981,4  5  0,0012558    2,74   1,54  1,2     -50       350     0,0034197
  350   2378,3  1800  4178,3  5  0,0011967    2,85   1,54  1,3     -50       400     0,0032586
  400   2575,2  1800  4375,2  5  0,0011428    2,94   1,54  1,4     -50       450     0,0031119
Als erstes ist die Temperatur (GradC), dann der Widerstand des PT1000 (Rpt1000) und bei Iges der
dabei fließende Strom zu sehen. Upt1000 ist die Spannung am Sensor und Udiff die Spannung
nach Abzug der Spannung bei -50°C (also vor der Verstärkung). In der letzten Spalte der Tabelle
sieht man Volt/°C . Der Wert sollte wie die Widerstandsänderung pro °C relativ gleich bleiben.
Man sieht aber das der Wert sich ändert. Die Spannung ist also nicht mehr proportional zur
Temperatur. So geht es also nicht. Man muß hier den PT1000 über eine Konstantstromquelle
versorgen um später nicht so viel Rechenarbeit im Programm leisten zu müssen.

Die Konstantstromquelle beeinflußt genauso wie die Genauigkeit und Stabilität der Spannung die
für die -50°C abgezogen werden soll (0,8031V) die Genauigkeit der Messung. Es sollte also jeweils
eine möglichst stabile Quelle benutzt werden.

Ich benutze mal der Einfachheit einen LM317 im TO92-Gehäuse. Der ist schön klein.
Der Strom durch den Adjust-Eingang liegt bei 50-100µA. Das geht noch soweit. Im Datenblatt
steht bei SGS-Thompson und TexasInstruments eine Schaltung für eine Konstantstromquelle drin. ...
Anhang anzeigen LM317_TI.pdf
Siehe Seite 5 , Fig.4 . Dort steht auch eine Formel ... Ilimit=1,2V/R1 . Im Datenblatt von SGS
steht dort Ilimit=1,25V/R1 . Also ein wenig unterschiedlich. Aber Hauptsache konstant. Der genaue
Strom ist nicht ganz so ausschlaggebend da sowieso noch kallibriert werden muß. Also für 1mA ...
1,2V/1mA = 1200 Ohm. Das ist sogar ein Wert aus der E12-Reihe. Das paßt doch ;)

... to be continued ;)
 
nach einigen weiteren Berechnungen zum Beispiel für den Spannungsteiler für den abzuziehenden
Offset (0,8031V) und die Verstärkung des OPAmps kommt dann folgende Schaltung bei raus.

PT1000-MessAmp.png

Als Basis für Berechnungen kann man sich an der Schaltung aus Wikipedia orientieren ...
Operationsverstärker - Differenzverstärker / Subtrahierverstärker
220px-Differential_Amplifier.svg.png

Dort ist auch eine Formel ...
Ua = R2/R1 x (Ue+ - Ue-)
... die kann man entsprechend auf meine kleine Schaltung anwenden ...
Ua = R4/R6 x (Upt1000 - Uoffset)
Damit ergibt sich dann eine Offseteinstellung von ...
Vcc / (R3+R2) = Ir2 ... Ir2 x R2 = Ur2
5V / (1500 + 500) = 2,5mA ... 2,5mA x 500 = 1,25V
... 0V bis 1,25V und einer Verstärkungseinstellung von ...
R4 / R6 = V .... 50k / 10k = 5fach
Es ist also genug Spielraum für Einstellungen um die berechneten Werte (0,8031V und
2,8215fach) herum.

Das ist dann wohl die einfachste Lösung eines Meßverstärkers. Ich sage nicht das sie
besonders gut ist, sie ist aber genau genug und schön einfach.

Der Spannungsteiler für den Offset und die beiden Widerstände für die Verstärkungseinstellung
sind so dimensioniert, das der Querstrom durch den Spanungsteiler mindestens 10 mal größer
als der Strom ist, der beim Spannungsteiler abgezweigt wird. Damit bleibt die Spannung dort
relativ stabil.

Damit die Schaltung funktioniert wenn man sie nur aus einer Spannungsquelle mit 5V versorgt
benötigt man unbedingt einen Rail-to-Rail Operationsverstärker. Der kann mit seiner Eingangs-
und Ausgangsspannung bis an die Versorgungsspannung heran arbeiten. Wenn man keinen hat
(oder man will nicht so viel ausgeben) dann muß man mit einer etwas höheren positiven und
einer kleinen negativen Versorgungsspannung arbeiten um den OPAmp etwas Luft zu verschaffen.

Das war es ... ;)
Wenn Zeit ist, dann werde ich die Schaltung mal auf dem Steckbrett aufbauen. In der
Zwischenzeit könnt ihr euch ja mit Kommentaren austoben :cool:

Gruß
Dino
 
Hallo Dino,

ich hab einen sehr praktikablen Chip für mich entdeckt - gerade um Analogsignale an den ADC anzuschließen.
Das gute Stück heißt AD623 und ist ein Messverstärker (rail-to-rail, single VCC).

Michael
 

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