Frage: wenn ich am AREF eine Referenz hängen habe, dann kann ich den Pin AVCC eigentlich auch unbeschaltet lassen oder?
Nein!
AVCC bildet mit AGND die Spannungsversorgung der analogen Innereien des Controllers, also üblicherweise des ADC, des DAC, des AC und sicher auch der ISRC.
Außerdem werden die Push/Pull-Treiber von I/O-Pins, die auch durch analoge Innereien verwendet werden können meist (hier hab ich im DB nichts konkretes dazu gefunden - würde aber davon ausgehen) über diese Pins versorgt.
Wie jedes andere Spannungsversorgungspärchen sind die beiden mit einem Kerko zu puffern.
Wenn die Genauigkeit es erfordert, sind Einkopplungen von digitalen Teilen der Schaltung zu vermeiden, zB indem Du die fern davon routest.
AGND wird dann oft nur über einen Punkt an GND angebunden, AVCC über einen RC- oder besser LC-Tiefpaß an VCC.
Wenn der Analogteil nicht versorgt wird, kann es zu parasitärer Versorgung über die Ableitdioden der I/O-Pins kommen (->
@dino03 ).
Aref hingegen ist bei vielen anderen AVRs nur eine von mehreren Optionen für dieses Bein - hier scheint es nur als Ein-/Ausgang für AREF bzw ISRC verwendbar zu sein.
Also als erstes Kapitel 23 - ISRC ansehen, Figure 23-1.
ISRCEN kann die 100µA-Stromquelle auf den Pin schalten (wenn dann ein Widerstand gegen Gnd drangeklemmt wird, kann der ADC den Spannungsabfall messen)
AREFEN kann hingegen die gewählte interne(!) Referenz auf den Pin legen.
Grundsätzlich ist der Pin dann als interner Eingang auf den ADC (Input Multiplexer) verdrahtet:
Kapitel 22 - ADC, Figure 22-1.
Da siehst Du oben links nochmal das ganze dargestellt. Da geht auch ein Pfeil mit ISRC ab, der sich ganz unten am Eingangsmultiplexer (ADC0..ADC10, Bandgap usw) wiederfindet.
Zurück nach oben.
REFS1 legt fest, ob die Ausgangsspannung des Referenzmultiplexers als Referenz auf den ADC geschaltet werden soll, oder nicht.
REFS0 schaltet den Referenzmultiplexer auf AVCC (intern) oder die interne 2,56V-Referenz (und wirft diese überhaupt erst an).
(***)
Der ADC kann also so entweder gegen Vcc (intern) oder gegen 2,56V (intern) messen.
Alternativ kann man den Referenzmux auch abgekoppelt lassen, und 'ne externe Referenz auf den Pin legen.
Wenn eine interne Referenz gewählt ist, kannst Du die auch auf den AREF-Pin schalten, um sie dort über einen Kerko zu puffern (und sie ggf auch für andere Sachen zu kanibalisieren).
Weil, wenn AREF verschaltet ist, darf man nichts anderes nutzen...
Nunja, dürfen darfst Du alles, ist ja Dein Chip. Die Frage ist, was das für Konsequenzen hat, und ob Du die willst...
Du verwendest den Pin entweder als Referenzeingang, oder als Referenzausgang (Pufferkerko), oder als Ausgang für die ISRC.
Tatsächlich gabs bei irgend'nem Pollin-Board mal, daß extern VCC auf den Pin geroutet waren - vollkommener Quatsch, da dadurch keine andere interne Referenz mehr wählbar war (ohne die zu grillen, 'ne präzise externe Referenz erst recht nicht mehr anschließbar war), und VCC auch intern hätte aufgeschaltet werden können.
Wenn Du dann die interne Referenz aufschaltet, versucht diese, die Spannungsversorgung auf 2,56 (oder was auch immer) zu zwingen - was sie nicht lange mitmacht...
Diese Beschaltung war dann noch oft in allen möglichen Forenbeiträgen als falscher Quasi-Standard zu finden...
Bei Deinem Chip bin ich mir jetzt nicht sicher, ob man die ISRC als Referenz nutzen kann (je nachdem, was dann am AREF noch so hängt) - und ob sich dafür 'ne sinnige Anwendung findet...
(***) Kann es sein, daß es 'ne Diskrepanz zwischen Figure22-1 und Table 22-4 gibt?
Laut dem Bild steuert REFS0 den MUX und REFS1schaltet den auf den ADC oder eben nicht.
Laut Tabelle gilt
REFS[1:0]=01 -> AVCC(intern)
REFS[1:0]=11 -> 2,56V-Referenz(intern)
also genau andersrum...